Seit August leben wir nun in unserem neuen Alltag, in dem wir alle 4 morgens aus dem Haus müssen. Die Elternzeit ist vorbei. Und ich in meinem Job als Lehrerin schon wieder mittendrin. Und das ist ganz deutlich zu spüren. In unserem Tagesablauf, an unseren Energiereserven und unserem Leben als Familie. Vieles läuft überraschend gut. Einiges ist viel anstrengender als gedacht. Und wenn dann spontane Änderungen auftauchen, wirft das oft das ganze System über Bord.
Bei vier Menschen unter einem Dach, gibt es unzählige Bedürfnisse, die gestillt werden möchten. Nicht selten auch gleichzeitig. Und wir als Eltern sind nunmal in einer Position, in denen wir unsere Bedürfnisse leichter und einfacher zurückstecken können. Allerdings werden sie dann oft vergessen. Nicht nachgeholt. Oder auf irgendwann verschoben. Auf Dauer ist das alles andere als gut. Und ich merke immer deutlicher, da sind so viele Bedürfnisse, die gesehen werden wollen. Die nach Beachtung schreien. Und da ist so viel Ich, dass die letzten Jahre nicht ausgelebt werden konnte.
Unser Sohn ist nun vier Jahre alt und der Altersunterschied zu seiner kleinen Schwester beträgt ca. 2 Jahre. Es beginnt gerade eine Zeit, in der die beiden Stück für Stück immer selbstständiger werden. Sie spielen gerne und konzentriert zusammen. Und das Wichtigste: Die Nächte werden langsam immer besser. Beständiger. Vorausschauender. Und das fühlt sich so so gut an.
Also ist der Blick in den letzten Wochen immer mehr auf unsere Alltagsstruktur gefallen. Auf den Ablauf. Die Koordination und Organisation. Und wir haben schon an einigen Schrauben drehen können, die vieles erleichtern. Wir bereiten die Lunchboxen immer abends zu. Wir legen die Klamotten schon abends im Badezimmer zurecht. Und es gibt auch noch Vieles, an dem wir dran sind. Stück für Stück. Wir möchten uns gerne an einen wöchentlichen Essens-plan halten. Uns Gedanken machen was wir essen möchten und daraufhin dann eine Einkaufsliste erstellen und einkaufen. Das würde nicht nur Zeit sondern auch viel Geld sparen. Und dann möchten wir uns gegenseitig mehr Zeit verschaffen. Für beispielsweise Sport oder Bewegung. Auch da sind wir dran.
Vor gar nicht all zu langer Zeit bin ich dann auf den Begriff „Miracle Morning“ gestoßen und konnte relativ wenig damit anfangen. Was soll denn Morgens besonders magisch sein? Wenn ich auf unsere Morgenstunden schaue, dann sehe ich zwei seeeeehr müde Erwachsene, die sich danach sehnen noch länger schlafen zu können und die Schlummer-taste so lange ausreizen, bis gefühlt gar keine Zeit mehr für irgendwas ist. Dann wird gehetzt und die Kinder laufen einfach so mit. Das ist weder schön, noch empfehlenswert. Und vor allem ist das alles auf gar keinen Fall besonders magisch oder voller Wunder.
Aber was bedeutet „Miracle Morning“ eigentlich?
Für mich bedeutet dieser Begriff, dass der Morgen magisch wird. Schön. Und ganz wichtig: Selbstbestimmt.
Hal Elrod ist Coach und Schriftsteller und veröffentlichte 2016 das Buch „Miracle Morning“. In diesem beschreibt er, wie man das eigene Potenzial besser nutzen kann und sein Leben in die Hand nehmen kann. Durch 6 Schritte, die man morgens praktiziert. Um die Zeit für diese 6 Schritte zu haben, muss man lediglich eine Stunde früher aufstehen, als wie man es gewohnt ist. Ich habe das Buch nicht ganz durchgelesen und ich befolge auch nicht alle Schritte. Denn für mich geht es hier nicht darum, mein Leben vollkommen zu ändern oder erfolgreicher zu werden. Für mich geht es darum, mich selbst wiederzufinden und mir selbst eine ganz ruhige und schöne Zeit morgens zu schenken.
Ich hatte also eines Abends ein Teil des Hörbuches gehört und mir dann vorgenommen, direkt nächsten morgen vor allen anderen aufzustehen. Mir einen Wecker zu stellen, sofort aufzustehen, ohne Schlummer-Taste und mir dann einen Morgen zu gestalten, wie ich ihn mag. Und es hat nicht lange gedauert, bis meine Vorstellung ziemlich klar und deutlich wurde, was ich möchte und brauche.
In den ersten Tagen meiner neuen Routine, hatte ich noch Ferien. Und die Kinder auch. Also hatte ich morgens keinen Druck zu einer bestimmten Zeit irgendwie zu sein. Das hieß auch, dass ich mir den Wecker nicht um 5 Uhr stellen musste, denn unsere Kinder schlafen, wenn sie können, relativ lange. Ich habe mir also den Wecker auf 7 Uhr gestellt und war somit ziemlich sicher, dass ich dann genügend Zeit für mich hatte.
Und was soll ich sagen? Ich wachte noch vor dem Wecker auf am ersten Tag und war so voller Vorfreude und Energie, dass es überhaupt kein Problem war aufzustehen.
Jetzt, wo die Ferien vorbei sind und der Schulalltag wieder voll in Gange ist, ist es schon gar nicht mehr ganz so easy. Aber ich versuche es trotzdem weiter und es läuft gut.
Gestern habe ich es nicht geschafft. Ich war so gerädert und müde, dass ich einfach noch liegengeblieben bin. Und jetzt kommt das erschreckendste für mich. Der ganze Tag war komisch. Ich hatte Kopfschmerzen, meine Augen waren so müde, mein Kopf war gar nicht richtig im Hier und Jetzt. Ich war gereizt und die Stimmung kippte mehrere Male an diesem Tag. Und im Nachhinein bin ich mir zu 100% sicher, dass das alles mit dem Aufstehen zusammenhängt.
Aber zurück zu meiner Routine. Auf Instagram habe ich schon ein paar Einblicke gezeigt und ganz schnell, viele Fragen und Nachrichten dazu bekommen. Daher möchte ich Euch sehr gerne erzählen, wie so ein „Miracle Morning“ für mich aussieht. Und nur nochmal zur Erinnerung. Ich mache das noch nicht lange so. Vor ein paar Monaten war das für mich so undenkbar, weil die Nächte einfach fürchterlich waren durch die kleinen Kinder. Jeder sollte schauen, wie der Alltag gestaltet werden kann ohne zu vergleichen oder sich schlecht fühlen zu müssen. Es gibt Phasen im Leben, da wird es perfekt reinpassen. Und dann werden da auch wieder Phasen kommen, in denen es einfach nicht möglich ist. Und das sollte vollkommen okay sein.
Ich denke ganz oft, dass sobald sich etwas irgendwie nur stressig anfühlt oder ich mich dadurch selbst unter Druck setze, dann passt es einfach nicht und dann muss ich es an MEIN Leben und MEINEN Alltag anpassen. Also ganz nach dem Motto „Go with the flow“.

Um diese eine Stunde morgens für mich allein zu haben, muss ich natürlich auch eine Stunde früher aufstehen als alle anderen hier im Haus. Das klappt tatsächlich mal besser und auch mal schlechter. Die Kids liegen oft eng umschlungen an uns dran und sich dann rauszuschleichen ohne sie zu wecken ist ein Spiel mit dem Feuer. Aber es klappt immer besser.
Wann genau ich dann immer aufstehe, kommt auch tatsächlich ganz darauf an, welcher Wochentag ist. Mal muss ich zur ersten Stunde in der Schule sein und mal erst zur dritten. Aber meistens klingelt der Wecker so ca. um 5 Uhr.
Und dann heißt es DIREKT aufstehen. Nicht lange liegenbleiben und nachdenken ob man das nun schafft oder nicht. Nicht die Schlummertaste drücken. Nicht die Augen nochmal zumachen. Einfach hoch. So schnell es geht. Dann ist das Schlimmste schonmal geschafft.
Ich gehe dann ins Bad und putze mir direkt die Zähne und wasche mein Gesicht mit kaltem Wasser. Um einmal frisch und klar zu werden.
Danach gehe ich runter in die Küche. Mache überall schönes gemütliches Licht an und starte den Diffuser mit einer belebenden und gleichzeitig beruhigenden Mischung. Das ist meist Lavendel in Kombi mit einem Zitrusöl.
Und dann trinke ich ein Glas Wasser mit 3-4 Tropfen Zitronenöl. Der Körper ist nach den vielen Stunden schlaf sehr ausgetrocknet und brauch Wasser um richtig starten zu können. Das Zitronenöl wirkt belebend und reinigend. Genau das richtige für den Stoffwechsel am Morgen.
Dann mache ich mir meinen ersten Kaffee und zelebriere den ein wenig. Denn so eine ganze Tasse WARMEN Kaffee komplett in Ruhe trinken zu können, ist in den letzten Jahren wirklich zu etwas Besonderem geworden und ich genieße diesen Moment ganz bewusst.
Danach setze ich mich an den Tisch und zünde Kerzen an. Und dann schreibe ich in mein Journal. Ganz viele fragen mich dann immer, was ich da so reinschreibe. Und das unterscheidet sich ganz oft. Ich schreibe immer einfach das, was mir gerade in den Kopf kommt. Für mich ist das Schreiben eine Art Befreiung. Ich kann gut einfach meine Gedanken aufs Papier bringen ohne groß darüber nachdenken zu müssen. Ich denke aber auch, dass das eine Frage des Trainings ist. Also einfach mal für 10 Minuten drauf los schreiben und alles aufschreiben, an was Du denkst. Egal wie banal sich das anfühlen mal. Am Ende ist es wirklich eine Befreiung. Und so merke ich auch oft, welche Themen mich gerade belasten und wo ich mein Mindset vielleicht etwas lenken und unterstützen sollte. Manchmal sind es aber zum Beispiel auch nur drei Dinge, für die ich dankbar bin.
Beim Schreiben versuche ich immer auf das Positive einzugehen. Klar gibt es auch Tage, an denen all das Schlechte auch mal raus muss aber ich finde es trotzdem immer wichtig, die positiven Dinge im Leben immer zu unterstreichen und sich immer wieder bewusst machen, was man schon alles geschafft hat. Das hilft mir sehr.
Und Meistens ist dann die Stunde auch schon rum oder eines der Kinder wird wach. Dann beginnt der ganz normale morgendliche Anzieh- und fertigmach Marathon, wie bei allen anderen wohl auch.
Ich merke aber ganz deutlich eine große Veränderung. Wenn ich diese Stunde morgens für mich alleine begonnen habe und Zeit hatte, mit Gutes zu tun, dann starte ich viel ausgeglichener in den Tag. Ich ruhe dann sehr viel mehr in mir und es kann mich nichts so leicht aus der Bahn bringen. Ich denke, dass es auch daran liegt, dass ich mich mit den Themen, die für Unruhe in mir sorgen, dann schon beschäftigt habe und sie aus meinem Kopf geschrieben habe.
Man könnte in der Zeit natürlich morgens auch Yoga machen oder etwas ganz anderes. Für mich ist das Schreiben jedoch die höchste Form von Quality-me-time.
Für mich war dieser Jahreswechsel einfach ein kleiner Gamechanger und ich habe beschlossen, etwas nachhaltig im Alltag zu ändern. Bisher macht es mir große Freude, denn ich sehe all die Vorteile, die es mit sich bringt.
Vielleicht habt ihr ja auch Lust, eure morgendliche Routine ein wenig zu ändern und Stück für Stück das Journaling in euer Leben zu lassen. Ich würde mich riesig über Eure Gedanken oder eigene Vorgehensweisen freuen in den Kommentaren. ❤